19. November 2025 bis 17. Jänner 2026
Vernissage: 19. November, 19 Uhr


Theres Cassini

 

DIE KÖNIGIN DER

SCHLAFZIMMER
Die italienische Bettpuppe zwischen Fruchtbarkeit und Verführung
(Rauminstallation und Fotografie)

 

In der Stadtgalerie des kultur forum amthof in Feldkirchen/Kärnten ist vom 19. November 2025 bis 17. Jänner 2026 eine Ausstellung von Theres Cassini über das Phänomen der italienischen Bettpuppe zu sehen, die auch in Kärnten und weit darüber hinaus als "Königin der Schlafzimmer" galt.

Die italienische Bettpuppe (bambola da letto) ist ein kulturhistorisch faszinierendes, bislang kaum erforschtes Phänomen der 1950er- und frühen 1960er-Jahre. Sie war weder Kinderspielzeug noch bloßes Dekorationsobjekt, sondern ein Fetisch – ein ambivalentes Symbol zwischen Unschuld und Erotik, Fruchtbarkeit und Verführung.

Die Künstlerin Theres Cassini widmet sich diesen Doppelbödigkeiten in ihren fotografischen Inszenierungen. Ihre Arbeiten entkleiden die Bettpuppe ihres (nicht bewussten) Fruchtbarkeitscharakters und machen die Brüche sichtbar: Schönheit und Verfall, Erotik und Gewalt rücken irritierend nahe zusammen. Fragmentierte Köpfe, leere Augen und abgenutzte Oberflächen spiegeln patriarchale Gewalt der 1950er-Jahre und rufen unweigerlich Erinnerungen an Hans Bellmer wach. Cassinis Bildgeschichten inszenieren Puppen in lasziven Posen – das Unheimliche im scheinbar Harmlosen. Die Werkserie entstand bereits vor 28 Jahren und wirkt heute umso aktueller.

In den 1950er-Jahren wurden diese Puppen frischvermählten Paaren geschenkt, oft vom Italienurlaub mitgebracht. Beim täglichen Bettenmachen erklang ein langgezogenes "Mama" aus dem Bauch der Puppe, hervorgerufen durch einen eingebauten Sprechmechanismus. Ein Signal, direkt in das Unbewusste junger Frauen gesendet. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen der 1960er-Jahre verschwanden die Bettpuppen aus den Schlafzimmern. Heute erscheinen sie wie Relikte einer kollektiven Erinnerung, Kuriositäten der Nachkriegskultur – ein Hybrid zwischen Fetisch und Designobjekt.

Die Ausstellung im Kulturforum greift diese Mehrdeutigkeit auf: Im Turmzimmer werden sieben restaurierte Originalpuppen aus den 1950er-Jahren auf Barhockern im Halbkreis präsentiert. Ein Videomonitor in der Mitte zeigt Interviews mit Zeitzeug:innen, die von ihren verstohlenen Blicken in die Schlafzimmer der Eltern oder Großeltern berichten. Dort thronten sie, mittig auf dem Volant umrahmten Ehebett sitzend, kindesgroß mit ihren weit ausgebreiteten Rüschenkleidern und lasziven Schmollmündern. Sie waren keine Objekte des Spiels, sondern Ikonen eines tabuisierten häuslichen Raums.

       

 


Im mittelalterlichen Gewölbe des Amtshofs erweitert Cassini die Thematik in einer raumgreifenden Installation: Ein Schwarm von siebzehn, kopfüber hängenden, textilen Vogelskulpturen konfrontiert das historische Symbol der Bettpuppe mit den heutigen gesellschaftlichen und biologischen Realitäten einer abnehmenden Fertilität.

Theres Cassini (*1960 in Kärnten) lebt und arbeitet in Wien. Ihr Werk umfasst konzeptionelle Fotografie, Plastiken, kinetische Skulpturen, Rauminstallationen und Videos. Zahlreiche ihrer Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen, darunter die Österreichische Galerie Belvedere in Wien, die Heidi Horten Collection in Wien, das Museum Moderner Kunst in Klagenfurt, das Leopold Museum in Wien, das Ursula Blickle Videoarchiv in Wien und die Sammlung BKS in Klagenfurt.

 

Die Ausstellung ist bis 17. Jänner 2026, Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und während der Veranstaltungen des kfa geöffnet! (Weihnachtsferien geschlossen!)

 


Programm 2025

 

Irmgard Hummitzsch

5. 2. - 21. 3. 2025

 

Ernst Gradischnig

9. 4. - 9. 6. 2025

 

Niclas Anatol

24. 9. - 7. 11. 2025

 

Theres Cassini

19. 11. ´25 - 17. 1.´26

 




Ausstellung aktuell